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Exquisite Stunde – Debussy und seine Zeit

Der Kammerchor Studio Vocale Karlsruhe, 1980 von Werner Pfaff gegründet und national wie international an prominenter Stelle unter den Singvereinigungen etabliert, hat sich gerade auch mit seinen Themenprogrammen ein hohes Renommee erworben. Sein jüngstes Konzert in der Lutherkirche mit französischen Kompositionen jener Epoche bestätigte diesen Ruf vollumfänglich. „Debussy und seine Zeit“ wurde von den Sängerinnen und Sängern, zuweilen klangsensibel umfangen von dem Pianisten Manfred Kratzer (der auch Debussys dionysisches „L’Isle Joyeuse“ beisteuerte), mit einer solch exquisiten Klangkultur dargebracht, dass man den durch die pandemiebedingt notwendige Lüftung hörbaren Verkehrslärm wie Gallespritzer auf einer Gourmetplatte wahrnehmen musste. Stupende dynamische Versiertheit, Klarheit der Diktion und eine faszinierende Beweglichkeit in der Stimmenführung zeichnen diesen Chor aus. So werden Stücke wie Camille Saint-Saëns „Les fleurs et les arbres“ oder Ravels „Nicolette“ oder „Ronde“ zu reinem Hörvergnügen. Und der fein ausgewogene Klangsinn, mit der etwa Lili Boulangers „La source“ umschrieben wurde, angeführt von Kratzers quirligen „Tastensprudeln“ oder die marschartig unaufhaltsame Hugo-Vertonung „Les djinns“ Faurés – eine wahre Höllenvision – zeigten auf, über welche gewaltige Fallhöhe sich die Ausdrucksspanne dieses Chors erstreckt, der auch über treffliche Solisten verfügt (etwa Simone Kessler in Debussys „Ariettes Oubliées oder, im Verein mit Valerie Pfannkuch in Chaussons „Réveil“). Die angekündigte „L’heure exquise“ war wahrlich kein leeres Versprechen!  

(Konzert „Debussy und seine Zeit“, Lutherkirche Karlsruhe, BNN, 27.10.2020)                               

Vier Jahre brachten reichen Ertrag

"Auf engstem geschichtlichem Raum entstand in nur vier Jahren eine Fülle verschiedenartiger Kompositionen, die die 28 Sängerinnen und Sänger mit Klarheit und Luzidität, weit gespannter Dynamik und expressiv aufgeladenem Gesang interpretierten. Mit großem Atem und in weit gespannten Bögen gestalteten sie die Partituren, ohne die kleinteilige Phrasierung, die farbenreich vorwärtsdrängende Bewegung, zu vernachlässigen. Bei aller klanglichen Konsistenz ertönten die Werke durchsichtig und schlank, subtile Nuancen wurden sorgfältig dargestellt. Werner Pfaff überzeugte rundum mit seinem Gespür für organischen Auf- und Abbau der musikalischen Spannung."

(Konzert ZEITKLÄNGE, Geistliche Chormusik zwischen 1877 und 1881, Lutherkirche Karlsruhe, BNN, 8.7.2003)

Klangvielfalt und ungeheure Dynamik

"Eichendorffs Vers "und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus" beschreibt das Grunderlebnis, welches das Konzert des "Studio Vocale Karlsruhe" am Samstag in der Offenburger Auferstehungskirche hervorrief; so berührend waren die Klänge, so rein die Intonation, so spannungsvoll die Dynamik. Und Werner Pfaff zeigte mit seinem Karlsruher Ensemble, dass die Jahre 1877-1881 wirklich ein Glücksfall in der Geschichte der romantischen Chormusik waren.
Die Messe des 13-jährigen Richard Strauss war nicht nur schlichte Aufwärmphase für das folgende hoch artistischen Programm. Sie blühte unter den glanzvollen Stimmen und der sensiblen Gestaltung des Chores auf, sie hatte Charakter und Ausstrahlung.
Unvermittelt auf die heile "Strauss-Welt" ließ Werner Pfaff das "Warum" der Brahmsmotette "Warum ist das Licht gegeben dem Mühseligen" folgen. Der Chor gestaltete Passagen ergreifender Chromatik, polyphoner Dichte und schlichter Einstimmigkeit und unterstrich so das Existenzielle der ewigen Fragen nach dem Leid und nach der Erfüllung.
Ganz anders bei Joseph Gabriel Rheinberger. Seine Messe in Es (op 109) stellt das faszinierend Heilige, aber auch das erschauernde Geheimnis der Gott-Mensch-Beziehung dar. Die großartige Achtstimmigkeit der Partitur entfaltete besondere Wirkung, weil Pfaff den Chor aufteilte und von der Empore und vom Chorraum singen ließ. Obwohl a cappella, entfaltete sich Klangvielfalt und eine ungeheure Dynamik vom zarten Pianissimo bis zum knalligen Fortissimo, wobei besonders der strahlende Sopran und die Homogenität von Alt, Tenor und Bass auffiel. Rheinbergers Klangbilder mit ihrer Prachtentfaltung, den reichen Schattierungen und den beachtenswerten Zwischentönen wurden sinnfällig lebendig.
(...) Dann aber folgte das erschütternde Zeugnis einer leidenden Seele: die "Geistlichen Lieder nach Gedichten von Joseph von Eichendorff" von Hugo Wolf. Während "Einkehr" bei aller sensibler Kunstfertigkeit von volksliedhafter Einfalt geprägt war, entwickelte sich bei "Resignation" eine Tonsprache, deren Melodik und Harmonik ihresgleichen sucht. Werner Pfaff und sein Studio Vocale verfügten über die erforderliche Expressivität, die dem Werk seine ungeheure innere Dramatik verlieh. Nach der Strophe "Letzte Bitte" mit ihrer atemberaubenden Todessehnsucht herrschte im Kirchenraum noch eine Weile nach dem letzten Ton gebannte Stille."

(Konzert ZEITKLÄNGE, Geistliche Chormusik zwischen 1877 und 1881, Auferstehungskirche Offenburg, Mittelbadische Presse 7.7.2003)

Sahnebonbons des Chorgesangs

"Die äußerst subtil angelegte Dynamik arbeitete Pfaff mit seinen Sängern sehr gut heraus und kulminierte im ausklingenden Choralsatz: Das ständig modulierende, suchende Amen des Gloria Patri schwebte noch nach der Schlusskadenz durch die Basilika."

(Konzert Rheinberger/Mendelssohn, Basilika Ilbenstadt, Wetterauer Zeitung 18.9.2002)

Mythos im suggestiven Klangspiegel - Ein spannendes Chorpanorama

"... beeindruckten besonders die Kompositionen des 1930 geborenen Esten Veljo Tormis.
Zum Höhepunkt des Konzertabends wurde der archaisch anmutende Gesang "Raua Needmine", ein Fluch auf das Eisen. Studio Vocale, die Gesangssolisten Bernhard Gärtner und Claus Temps und die Schlagzeugerin Eva Buckman gestalteten die Beschwörung mit ihren melodischen und rhythmischen Ostinati, den skandierten Texten und den großen Steigerungen zum Ereignis."

(Konzert Europäische Mythen in der Chormusik, EKT 2002, BNN 24.4.2002)

Kraftvolle Aufwallungen

"Gerade Chormusik-Enthusiasten sind oft besonders anspruchsvoll, schwärmen vom perfekten Ensemble. Am Sonntag war nun ein solches Klasse-Team hier ...
Beeindruckend das ungemein breite Lautstärke-Spektrum, vom traumhaft sicheren Piano bis hinauf zum strahlend-klaren Fortissimo. Erstaunlich vor allem, welche Reserven sich bei den wie an der Schnur gezogenen Dynamik-Steigerungen immer wieder auftun, und wie Pfaff die Stimmen umkehrt und förmlich ins Nichts verschwinden lässt. Obwohl hier den sakralen Noten entsprechend sehr beherrscht gesungen wird, bereitet Rheinbergers Musik ... geradezu sinnlichen Genuss - wobei sich Pfaff als sicherer Führer durchs kunstvoll verschachtelte Stimmengeflecht erweist."

(Konzert Rheinberger/Verdi, Saarbrücker Zeitung 15.5.2001)

Viele Glanzpunkte reinster Kammerchor-Kultur

"Als gleichwertiger Ensemble-Partner stand den "Virtuosi" das Studio Vocale Karlsruhe zur Seite. (...) Zu einem ersten Höhepunkt geriet das schwingende "For unto us a child is born" in äußerst flottem Tempo: Belebt durch angenehme musikalische Rhetorik, die Effekte und Dynamik nie übertrieben, überzeugten die 23 Sänger unter Güttlers Anleitung mit fast überirdisch ausbalanciertem Maß. Die Koloraturen in "All we like sheep" konnten ebenso begeistern wie die düsteren A-Cappella-Passagen "Since by Man came death". Das "Halleluja" schließlich gefiel den Zuhörern so gut, dass sie Güttler den geplanten Übergang zerklatschten."

(Konzert Messias unter Ludwig Güttler, Rheingau Musikfestival, FAZ 8.7.2000)

Bach de luxe und unter der Lupe

"In drängender Monotonie flüstern die Sänger "Kyrie eleison", beschwörend reiben sich die aus der zweiten Kyrie-Fuge vorweggenommenen chromatischen Töne im Sprechgesang: Wolfram Grafs "Anrufung I" hält die Lupe auf Johann Sebastian Bachs h-Moll-Messe (...)
In schlanker historischer Aufführungspraxis interpretierten das Studio Vocale Karlsruhe und das Barockorchester L'arpa festante aus München unter der Leitung von Mark Mast das riesenhaft angelegte Werk nonstop - erweitert um die drei "Anrufungen" des Dornstetter Komponisten Wolfram Graf.
De Luxe war auf jeden Fall der 20-köpfige Chor, der auch die Solisten stellte. Vom Kyrie eleison bis zum Dona Nobis hatte der Chorgesang Strahl- und Tragkraft: Die vergleichsweise dünne Besetzung verhalf zu guter Durchhörbarkeit im dichten polyphonen Geflecht (...) Doch an dem genialen kompositorischen Gerüst war auch Fleisch, und die Akteure waren mit Herzblut bei der Sache.
Das extrem Schwierige leicht gehandhabt - diese Kunst beherrschten alle Akteure des Abends: Seismographisch genau loteten sie die seelischen Gründe und Abgründe zwischen Todeserwartung und unerschütterlichem Glauben aus, die sich in der H-Moll-Messe äußerst differenziert spiegeln."

(Konzert H-Moll-Messe unter Mark Mast, Schwarzwald Musikfestival, Schwarzwälder Bote 5.6.2000)

Den Raum mit Klangsäulen erfüllt

"Leicht schwebende, tiefe und hohe Klänge, zu denen sich einzelne Töne gesellen, deren Obertöne sich vermischen und wieder trennen, anschwellende Klangsäulen, Chorglissandi, die in einen einzelnen Ton münden, kleine synkopierte Seufzerfiguren - alles erklang mit Präzision, Klarheit und musikalischer Überzeugungskraft. Die hohe Qualität von Studio Vocale ließ auch die Interpretation von "Katedralen", 1983 von dem Finnen Einojuhani Rautavaara komponiert, zum Ereignis werden."

(Konzert (T)Raumklänge, EKT 2000, BNN 3.5.2000)

Spirituelles, das es in sich hat

"Von einem derart hochklassigen Chor wie dem Studio Vocale vorgetragen, wahrhaftig ein Klangerlebnis. Wer die Sänger zwei Meter hinter sich weiß, diese Exaktheit in der Diktion "hautnah" erfährt, ist beeindruckt. Mühelos und kompakt werden alle Schattierungen der Dynamik dargeboten, man singt an der Hörgrenze, man singt kraftvoll, mit hohem gestalterischen Vermögen, mit Verve und Beweglichkeit."

(Konzert (T)Raumklänge, Badische Zeitung 4.4.2000)